Die alberne politische Satire von Rumours hat ein riesiges, leuchtendes Gehirn

Als Filmliebhaber mit einer Vorliebe für internationale Politik und einem Faible für das Skurrile und Absurde hat mich Guy Maddins neuestes Meisterwerk „Rumours“ völlig in seinen Bann gezogen. Nachdem ich mehr als genug an globalen Konferenzen und Gipfeln teilgenommen habe, kann ich bestätigen, dass dieser Film den Nagel auf den Kopf trifft, indem er die Staats- und Regierungschefs der Welt als verlorene Seelen darstellt, die in ihrem eigenen Ego gefangen sind und nicht in der Lage sind, ihre Versprechen zu halten.


Diese Rezension wurde ursprünglich während der Filmfestspiele von Cannes am 18. Mai 2024 veröffentlicht und wird erneut geteilt, da Gerüchte nun in die Kinos kommen.

Mit „Rumours“ hat der renommierte kanadische Filmemacher Guy Maddin zusammen mit seinen häufigen Partnern Evan und Galen Johnson eine Komödie geschaffen, die möglicherweise sein bisher humorvollstes Werk sein könnte. Allerdings ist der Humor dieses Films, typisch für Maddin, subtil raffiniert. Die Geschichte dreht sich um die Anführer der G7, die sich in einem dichten deutschen Wald verlaufen, auf rätselhafte uralte Wesen treffen und sich mit ihren eigenartigen Wünschen auseinandersetzen. Cate Blanchett porträtiert die modische, selbstbewusste deutsche Kanzlerin, die sich bemüht, die Einheit innerhalb der Gruppe aufrechtzuerhalten, ohne vor einem heimlichen Rendezvous mit dem muskulösen, männlich-bunten kanadischen Premierminister (Roy Dupuis) ​​zurückzuschrecken. Er ist ein konfliktreicher, leiser Mensch, der sich immer noch nach seinen früheren Lieben sehnt. Charles Dance übernimmt die Rolle des US-Präsidenten und verwendet dabei unverhohlen seinen britischen Akzent. Alicia Vikander wird als Anführerin der Europäischen Union besetzt und stellt ihre Figur als wilde Hexe dar, die auf Schwedisch kryptische Prophezeiungen ausspricht. Einmal materialisiert sich im Wald ein riesiges leuchtendes Gehirn, etwa so groß wie ein Fließheck. Ich bestätige feierlich, dass dieser Film auch Maddins bisher zugänglichstes Werk darstellt.

Die Komödie in „Rumours“ beruht auf dem allgemeinen Verständnis, dass internationale Treffen wie der G7-Gipfel, der NATO-Gipfel oder verschiedene UN-Konferenzen oft keine sinnvollen Maßnahmen oder Resolutionen hervorbringen, sondern stattdessen zahlreiche abgeschwächte gemeinsame Erklärungen und diplomatischen Jargon hervorbringen. Dies könnte darauf hindeuten, dass „Rumours“ einer von Maddins eindeutig kanadischen Filmen sein könnte.

Zu Beginn seiner Karriere wurde Maddin zunächst für seine aufwendigen und humorvollen Nachbildungen von Stummfilmen bekannt. Er verbindet gekonnt klassisches Melodram mit deutschem Expressionismus und auch Rumours ist eine reizvolle Hommage an die Vergangenheit des Kinos. Der Film hat durchgehend eine lebendige, rosa B-Movie-Autokino-Atmosphäre. Während eines kurzen Gesprächs zwischen dem kanadischen und dem britischen Premierminister (dargestellt von Nikki Amuka-Bird) schwillt die Musik vor schwüler, bluesiger Sehnsucht an. Als Kanada später auf dramatische Weise die erschöpfenden Details des „Carried-Interest-Skandals“ erzählt, der seine politische Karriere ruiniert hat, läuft im Hintergrund eine Horrorfilmorgel. Ein Moment gewöhnlichen Heldentums wird durch triumphale Klänge von Enyas „Exile“ unterstrichen, das an Last of the Mohicans erinnert. Es gibt auch komische Beispiele, wie das beharrliche Teilen gestohlener Salami vom Buffet durch den italienischen Staatschef oder Zeilen wie: „Deutschland ist in eine dramatische Situation verwickelt. Das haben wir schon einmal gesehen.“

Die potenzielle Gefahr bei der Erstellung von Filmen, die auf intellektuellem Humor basieren, besteht darin, dass sie mit fortschreitender Geschichte und der Ausschöpfung der Ideen der Macher weniger spannend werden können. Allerdings gestalten Maddin und die Johnsons ihre Erzählung gekonnt, auch wenn sie skurril oder absurd ist, und sorgen dafür, dass sich die wiederholten Sticheleien gegen unsere machtlosen Führer zu einer ernüchternden und beunruhigenden Botschaft zusammenfügen. Im Film Rumours sehen wir zunächst, wie Führung für diese Personen sowohl ein Privileg als auch eine Belastung ist. Auf dem Höhepunkt wird deutlich, dass diejenigen, die wirklich in Gefahr sind, gewöhnliche Menschen wie wir sind. Doch auch wenn uns das Lachen fast den Atem raubt, finden wir immer noch Humor darin.

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2024-10-18 23:56