Die wahre Geschichte von Rodney Alcala war grausamer, als die Frau der Stunde vermuten lässt

Als erfahrene Schauspielerin, die schon auf den Bühnen des Broadways und auf der Leinwand zu sehen war, spüre ich ein seltsames Gefühl der Verbundenheit mit Christine Thayer Bradshaw. Hier sind wir, zwei Juilliard-Absolventen, die sich beide mit The Dating Game beschäftigt haben, wenn auch unter völlig unterschiedlichen Umständen. Dennoch verbindet uns eine unausgesprochene Verbindung – der Kampf darum, in einer Welt gesehen und gehört zu werden, in der das Aussehen oft wichtiger zu sein scheint als die Substanz.


Anna Kendricks neueste Netflix-Veröffentlichung „Woman of the Hour“ dramatisiert eine gruselige wahre Kriminalgeschichte, aber es scheint, dass der tatsächliche Rodney Alcala, auch bekannt als „Dating Game Killer“, noch unheimlicher war, als der Film vermuten lässt.

In ihrem ersten Film als Regisseurin, der beim Toronto International Film Festival 2023 Premiere feierte, spielt Kendrick Cheryl Bradshaw – eine Figur, die bereits 1978 in einer Folge von „The Dating Game“ zu sehen war. Daniel Zovatto porträtiert Rodrigo Alcala, ein Serienmörder, der erst ein Jahr vor seiner Anklage wegen der Entführung und Ermordung seines letzten bestätigten Opfers, Robin Samsoe, der damals 12 Jahre alt war, in der Serie zu sehen war. Trotz zahlreicher Berufungen, Urteile und Wiederaufnahmeverfahren blieb Alcala bis zu seinem natürlichen Tod im Jahr 2021 im Gefängnis.

Während der Vorbereitungen für die Folge verbringt die Frau der Stunde einen kurzen Moment mit Bradshaw und Alcala. Allerdings scheinen sich die Szenen mit Kendrick in chronologischer Reihenfolge und innerhalb eines kompakten Zeitrahmens vor den Dreharbeiten abzuspielen. Andererseits scheint Zovattos Zeitleiste fragmentierter zu sein; Bestimmte Ereignisse ereignen sich in Echtzeit, während einige der dargestellten Morde an Angriffe zu erinnern scheinen, die Jahre vor Alcalas Auftritt bei The Dating Game stattfanden. Wie im Film dargestellt, argumentieren die Staatsanwälte, dass Alcala seine Opfer einer grausamen Foltermethode ausgesetzt habe: Er habe sie wiederholt erdrosselt und wiederbelebt.

Aus meiner Sicht präsentiert „Woman of the Hour“ zwar ein eher düsteres Bild von Alcala, lässt aber nur die wirklich gruseligen Details seiner Vergangenheit Revue passieren. Bevor er jemals in der Dating-Show auftrat, war Alcala bereits mehrfach verhaftet worden, mit Anklagen, die von Mord bis hin zur Aufnahme in die Liste der zehn meistgesuchten Personen des FBI reichten.

Bevor Alcala seine Verbrechen beging, gab es keine nationalen Kriminalitätsdatenbanken, was bedeutet, dass gründliche Hintergrundüberprüfungen bei Fernsehsendungen wie The Dating Game nicht möglich waren. Zu diesem Zeitpunkt wussten die Produzenten der Show nicht, dass Alcala bereits drei Jahre im Gefängnis saß, weil er ein Kind missbraucht hatte.

Der erste Alcala zugeschriebene Übergriff ereignete sich im Jahr 1968, also ein Jahrzehnt vor seinem Fernsehauftritt bei The Dating Game. Morgan Rowan, der damals erst 16 Jahre alt war, erinnerte sich an den Vorfall, als er sie und zwei Begleiter in sein Haus in Kalifornien lockte. Sie erzählte, dass er sie brutal angegriffen und vergewaltigt habe. „Sein Gesicht wurde lila“, beschrieb Rowan dieses Jahr gegenüber People . „Er schlug mich mit einer Gürtelschnalle zwischen meinen Augen. Ich sah Sterne und fiel auf die Knie.“ Während des Angriffs sagte sie: „Ich habe nicht um mein Leben gebettelt, sondern um den Tod.“ Schließlich, so behauptete sie, gelang es einer ihrer Freundinnen, ein Fenster einzuschlagen und in den Raum einzudringen, sodass sie alle fliehen konnten.

In den folgenden Wochen überredete Alcala Tali Shapiro, in sein Fahrzeug einzusteigen, und brachte sie anschließend zu seiner Wohnung. Laut People griff er sie dort brutal an und vergewaltigte sie. Es wird berichtet, dass Alcala seine Angriffe auf Shapiro fortsetzte, als die Polizei eintraf, dann aber entkam. Shapiro, der am Rande des Todes und der Bewusstlosigkeit stand, erzählt, dass die Polizei eine schwierige Entscheidung treffen musste, ob sie sie retten oder ihn verfolgen wollte. Sie blieb über einen Monat im Koma. Woman of the Hour, der viele Jahre später spielt, geht nicht explizit auf Alcalas Angriffe auf eines der Mädchen ein.

Die Polizei erwirkte einen Haftbefehl gegen Alcala und veranlasste ihn, nach New York zu fliehen. Wie die New York Post berichtet und im Film dargestellt wird, verkleidete er sich als „John Berger“, während er an der NYU Film bei Regisseur Roman Polanski studierte – der ironischerweise später das Land verließ, nachdem er sich wegen einer illegalen sexuellen Begegnung mit einer Minderjährigen schuldig bekannt hatte .

In der Erzählung wurde Cornelia Crilley, die später in einer anderen Veröffentlichung als Charlie identifiziert wurde, unglücklicherweise Alcalas nächstes bekanntes Opfer. Wie im Film dargestellt, arbeitete sie als Flugbegleiterin und zog gerade an dem Tag, an dem ihre Begegnung mit Alcala stattgefunden haben soll, in eine Wohnung in Manhattan. Während eines Interviews mit „48 Hours“ von CBS News beschrieb die Staatsanwältin von Manhattan, Melissa Mourges, die düstere Szene, die nach Alcalas Angriff in Crilleys Wohnung entdeckt wurde. Bei den Ermittlungen stellten die Behörden fest, dass Crilley verstorben war. Sie wurde nackt ausgezogen und mit ihren eigenen Strümpfen erdrosselt, wobei sie eine Bissspur auf ihrer Brust hinterließ. Der Fall blieb jahrelang ungelöst, da es an Hinweisen oder forensischen Beweisen mangelte.

Im Sommer 1971, fast ein halbes Jahr nach der Ermordung von Crilley, wurde Alcala in New Hampshire unter einem veränderten Pseudonym „John Burger“ festgenommen. Dort arbeitete er als Berater in einem Sommercamp für Mädchen. Zwei Camper identifizierten ihn anhand eines FBI-Plakats, was zu seiner Festnahme und schließlich seiner Auslieferung nach Kalifornien führte, da ein Haftbefehl gegen Shapiro ausstand. Die Staatsanwälte entschieden sich jedoch, Alcala nicht wegen der Vergewaltigung und des versuchten Mordes des Mädchens anzuklagen, da ihre Eltern es ablehnten, sie aussagen zu lassen. Stattdessen verbüßte er eine Haftstrafe von weniger als drei Jahren, nachdem er sich einer geringeren Anklage wegen Kindesmissbrauchs schuldig bekannt hatte. Die Details rund um Crilleys Ermordung werden im Film dargestellt, der Rest dieser Erzählung scheint dies jedoch nicht zu sein.

Ungefähr zwei Monate nach Alcalas Entlassung aus dem Gefängnis im Jahr 1974 wurde er laut Justia erneut von der Polizei festgenommen, weil er ein Mädchen angegriffen hatte, das nur als „Julie J“ bekannt war. Julie J ist im Podcast „Woman of the Hour“ nicht zu sehen. Wie im Film dargestellt, sicherte sich Alcala im September 1977 einen Job als Schriftsetzer bei der Los Angeles Times, also etwa ein Jahr bevor er in „The Dating Game“ auftrat. “ In dieser Funktion präsentierte er sich als Modefotograf und fotografierte zahlreiche Männer und Frauen. Wie in „Frau der Stunde“ gezeigt, enthielt sein Portfolio angeblich explizite Nacktfotos, auf denen einige Teenager zu sehen waren. In „The Dating Game“ wurde Alcala als Fotograf vorgestellt, wie im Film dargestellt.

Über Cheryl Bradshaw sind in Wirklichkeit nicht viele Informationen verfügbar. Kendricks Film porträtiert sie als desillusionierte Juilliard-Absolventin, die auf Anraten ihres Agenten widerwillig an The Dating Game teilnimmt, da sie Schwierigkeiten hat, ihre Miete zu zahlen. Während ihre Verzweiflung in der Show eskaliert, erinnert sie sich immer wieder daran, dass Sally Field den gleichen Weg eingeschlagen hat, was impliziert, ob es für Sally funktioniert hat …

Obwohl der Film Bradshaw als Regelbrecherin darstellt, die ihre Junggesellen herausfordert, beinhaltete die Realität dieser Dating Game-Episode typische kokette, etwas zwielichtige Dialoge. Während eines Gesprächs schlug Bradshaw beispielsweise ein Szenario vor, in dem sie Alcala zum Abendessen servierte und sich nach seinem möglichen Spitznamen und seinem Aussehen erkundigte. Seine Antwort? „Ich werde die Banane genannt und ich sehe sehr ansprechend aus.“ Als sie nach weiteren Einzelheiten fragte, antwortete er: „Schäl mich.“

Als Filmkritiker muss ich sagen, dass die Netflix-Adaption von „The Dating Game“ reale Ereignisse auf unheimliche Weise widerspiegelt. Zum einen prahlte Rodney Alcala vor seinen Mitbewerbern mit seinem beständigen Erfolg bei Frauen – eine Behauptung, die von Jed Mills unterstützt wurde, der in einem Interview mit ABCs 20/20 im Jahr 2021 enthüllte, dass Alcala diese Behauptung während ihrer gemeinsamen Zeit im Green Room aufgestellt hatte .

Dennoch sorgen Kendrick Lamar und Drehbuchautor Ian McDonald auch für einige dramatische Wendungen in der Geschichte. Einige davon sind unbedeutend, wie zum Beispiel, dass Alcala im Film als Bachelor Nummer Drei dargestellt wird, aber im wirklichen Leben war er in „The Dating Game“ tatsächlich Bachelor Nummer Eins. Andere Veränderungen sind bedeutsamer, wie zum Beispiel eine Zuschauerin der Spielshow namens Laura, die mit einem von Alcalas Opfern befreundet ist, was frei erfunden zu sein scheint. Ein weiterer kleiner Unterschied besteht darin, dass Rodney und Cheryl im Film eine vollständig finanzierte Reise nach Hawaii erhalten, in Wirklichkeit bestand der Preis jedoch nur aus Tennisunterricht und einem Besuch im kalifornischen Vergnügungspark Magic Mountain.

Es scheint jedoch, dass die Darstellung der Ereignisse nach den Dreharbeiten im Film rein fiktiv ist. Im Gegensatz zum Film stimmt Kendricks Charakter einem Date mit Alcala zu, aber in Wirklichkeit kontaktierte Shaun Cassidy, der Bradshaw spielte, einen Mitarbeiter von The Dating Game, um das mit Alcala vereinbarte Date abzusagen .

Ellen Metzger, die die Koordinatorin von „The Dating Game“ gewesen war, erinnerte sich daran, wie Bradshaw sein Unbehagen über einen bestimmten Teilnehmer zum Ausdruck gebracht hatte. Er sagte: „Ellen, ich kann nicht mit diesem Kerl ausgehen. Irgendwas stimmt mit ihm nicht, er ist seltsam. Ich fühle mich nicht richtig. Wird das ein Problem sein?“ Metzger beruhigte ihn mit den Worten: „Nein.“

Im Februar 1979 wurde ich mit einer erschreckenden Geschichte konfrontiert, als ich mich mit dem Leben eines gewissen Rodney Alcala befasste. Die Staatsanwaltschaft behauptete, dieser Mann habe ein 15-jähriges Mädchen namens Monique Hoyt verletzt, das später im Film in „Amy“ umbenannt wurde. Angeblich machte er sie bewusstlos, als er ihre Posen für Fotos festhielt – ein Vorfall, der unbestreitbar Eingang in die filmische Erzählung fand.

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2024-10-18 15:54